Junge Menschen sehen sich unter der Erwartung von Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen, einen Lebenspartner zu gewinnen. Der soll in den Augen jener ansehnlich, in guter Stellung und gut betucht sein. Die Lebensumstände des Partners fallen besonders für den ins Gewicht, der sich nicht selbst am Erwerbsleben beteiligt. Das war in der Vergangenheit das übliche Los von Frauen und Müttern, die von einer Berufstätigkeit abgehalten wurden. Frauen, deren Lebensskript ein untergeordnetes, kindähnliches Verhalten vorsieht, werden sich dem gern unterwerfen. Andere sehen darin aber eine Form von Unterdrückung, der sie sich allenfalls widerwillig, möglichst aber gar nicht beugen.
Eine Partnerschaft hat es unter solchen Bedingungen schwer. Sie lebt davon, dass die Partner gleichwertig und ebenbürtig sind. Das ist nicht der Fall, wenn der Alleinverdiener aus seiner Funktion Machtansprüche ableitet und der Hausfrau eine untergeordnete und abhängige Stellung zuweist. Die kann als Gegengewicht ihrerseits die Zuständigkeit für die Kinder als Machtfaktor gegen den Mann und Vater einsetzen. Zwar kann man sich in dieser Weise miteinander arrangieren, und viele tun das mit staatlicher Unterstützung auch heute. Aber echte Partnerschaft ist dabei kaum möglich.
Diese Verhältnisse haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich in Richtung zu mehr wirklicher Partnerschaft verändert. Viele Frauen und Mütter stehen auch im Beruf ihren Mann und richten eine Babypause so ein, dass sie dabei den Anschluss in der Arbeitswelt nicht verlieren. Zunehmend engagieren sich Männer im Haushalt und bei der Betreuung der Kinder und tun damit sowohl sich selbst als auch ihren Kindern etwas Gutes. Diese Entwicklung ist jedoch noch sehr am Anfang und muss sich gegen die beharrenden Kräfte in der Gesellschaft durchsetzen. So ist das Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau nach wie vor ein Hauptproblem in der Behandlung der Familien durch den Staat.
Eine funktionierende Partnerschaft ist etwas Lebendiges. Als solches unterliegt sie Veränderungen, und die sind abhängig von Veränderungen bei den Partnern. Können die sich bei dem Ablegen kindlichen und dem Annehmen erwachsenen Verhaltens gegenseitig unterstützen wie oben beschrieben, so bleiben sie und ihre Partnerschaft lebendig. Das ist nicht garantiert. So mag sich der eine weiter entwickeln und der andere stehen bleiben. So können sich beide in unterschiedliche Richtungen weiter entwickeln. So kann es passieren, dass der eine die bisher praktizierte Rollenverteilung zugunsten echter Partnerschaft aufgeben, der andere aber an ihr und den damit verbundenen Annehmlichkeiten festhalten möchte.
Diese und viele weitere Situationen können die Partner an den Punkt bringen, an dem sie ihr Zusammenleben überdenken und möglicherweise beenden wollen. Partnerschaft gibt es nur, wenn beide sie bejahen, beide das Leben mit diesem Partner einem Leben ohne ihn oder mit einem anderen vorziehen. Hat einer von ihnen den Eindruck, dass diese Voraussetzung für ihn nicht mehr gilt, so muss er das Recht zum Aussteigen haben, auch wenn der andere diese Entscheidung nicht mitträgt.
Eine Partnerschaft zu beenden, ist ebenso normal wie sie zu beginnen. Es ist auch normal, dass dabei auf beiden Seiten Unsicherheiten und Ängste entstehen. Sie sind nicht die Schuld des einen oder anderen, sind daher auch nicht einem von ihnen zum Vorwurf zu machen. Verletzungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, und das ist die Aufgabe von beiden.
Während eine Partnerschaft zu Ende gehen kann, darf die Elternschaft von Mutter und Vater während der Prägungsphase des Kindes niemals beendet werden, weder von den Eltern selbst noch von jemand anderem. Mehr darüber im folgenden Kapitel Leben mit Kindern