Darin ist man sich einig: wenn sich zwei Menschen für ein gemeinsames Leben entscheiden, tun sie das aus Liebe. Was das ist, glaubt jeder zu wissen, aus eigenem Erleben oder zahlreichen Büchern und Filmen zu dem Thema. Die beschreiben, wie zwei Menschen zueinander finden, nicht aber, wie es dann mit der Liebe weitergeht. Das wissen auch viele Liebende nicht.
Liebe auf Zeit
Liebe ist ein großartiges Erlebnis. Sie überfällt einen Menschen eines Tages ohne seine Mitwirkung und lässt einen Mitmenschen in einem neuen Licht erscheinen. Hatte der oder sie bisher gute und weniger gute Seiten, so nehmen sie jetzt nur noch Gutes wahr. Sie sehnen sich nach der geliebten Person, nach Nähe, Austausch, Zärtlichkeit und Intimität. Im Zusammensein mit ihr empfinden sie völlige Übereinstimmung und Harmonie.
Leider kommt dieser Zustand nicht mit einer Bestandsgarantie. Vielmehr zieht sich die Liebe in dem Maße zurück, in dem wieder Normalität und Alltag in der Beziehung einkehren. Die Ursachen für den Verlust sieht man gern beim Partner und macht ihm das zum Vorwurf. Darüber kommt es zu Auseinandersetzungen, und aus denen entstehen Trennungen und Scheidungen. Dabei kann Liebe sogar in Hass umschlagen.
Der Liebesverlust ist jedoch nicht die Schuld des einen oder anderen. Vielmehr scheint die Natur den Zustand der Verliebtheit nur für einen beschränkten Zeitraum anzubieten. Dafür sprechen Befunde aus dem Labor.
Bei verliebten Personen findet man erhöhte Konzentrationen von Botenstoffen, die Signale im zentralen und peripheren Nervensystem übertragen. Sie werden mit Erregungen, Glücksgefühlen, Wohlbefinden und Lust in Zusammenhang gebracht (Wikipedia.org, tagesschau.de). Innerhalb von zwei Jahren bilden die sich wieder zurück. In ähnlicher Zeit nimmt auch der Ausnahmezustand ab: der angebetete Engel wird wieder zu einer normalen Person mit guten und weniger guten Eigenschaften, und die Glücksgefühle beim Zusammensein nehmen ab. Was ist der Sinn dahinter?
Die Natur bringt ständig ungezielt und unabhängig von einem möglichen Nutzen Änderungen hervor. Die bleiben erhalten, wenn sie sich als vorteilhaft erweisen. Der Vorteil beim Verlieben könnte in der Kombination mit der Sexualität liegen, die das Zeugen von Nachkommen fördert. Wer viele Nachkommen hat, kann sich besser gegen Konkurrenten durchsetzen. Menschen der Art Homo sapiens sind in dieser Hinsicht sehr erfolgreich. Sie haben sich in 100 Jahren von 2 auf 8 Milliarden vervierfacht.
Liebe auf Dauer
Für eine auf Dauer angelegte Beziehung wie eine Familie ist die zeitlich begrenzte Liebe keine ausreichende Grundlage. Das heißt nicht, dass man gleich auseinander laufen muss, wenn sie sich zurückzieht. Zumindest Teile von ihr lassen sich bewahren. Das fällt einem diesmal nicht in den Schoß, dafür muss man selbst etwas tun. Wie das aussieht, lässt sich an dem Erlebten ablesen.
Als erstes gehört dazu die Hinwendung zum Partner. Der oder die muss wieder Vorrang vor Smartphone und Fernseher bekommen. Man muss ihn ansehen, ihm zuhören, erspüren, was er denkt und fühlt. Dazu gehört die Wertschätzung dessen, was er ist und wofür er steht. Mit Offenheit, Aufrichtigkeit, Vertrauen und Nachsicht kann Liebe fortbestehen, vielleicht nicht ganz so überschwenglich wie am Anfang, dafür aber selbstbestimmt. Diese Liebe ist das Salz in der Suppe. Sie erfüllt die Partnerschaft mit Leben. Sie ist damit eine gute Grundlage für eine Familie und das Aufwachsen von Kindern.
1 thoughts on “Was kann Liebe und was nicht?”
Kommentare sind geschlossen.