Bei Kindern scheiden sich die Geister: Die einen wollen sie, die anderen nicht. Die einen sehen sie als Gewinn, die anderen als Last. Die einen machen die Arbeit, die anderen sich Gedanken. Die einen nützen den Kindern, die anderen benutzen sie. Die einen wollen eigenständige Erwachsene, die anderen angepasste Untertanen. Jeder vertritt seine Sicht mit großer Überzeugung, und jeder fühlt sich berufen, im Namen und Interesse der Kinder zu sprechen.
Deren Stimme hört man dazu nicht. Die sind mit Wichtigerem beschäftigt. In der ersten Lebensphase geht es für sie ums Überleben, und dafür sind sie auf ihre Eltern angewiesen. Als Neugeborene beginnen sie aber bereits, von ihren Eltern zu lernen. Sie prägen sich ein, wie sich Eltern in verschiedenen Situationen verhalten, welche Gefühle (z.B. Freude, Angst, Wut) sie dabei haben und welche Folgehandlungen (Flucht, Aggression) die Gefühle auslösen. Sie merken sich, wie die Eltern miteinander, mit ihren Kindern und mit anderen Menschen umgehen.
Bei diesem Lernen sind beide Eltern wichtig, und keiner ist wichtiger als der oder die andere. Wächst ein Kind bei nur einem Elternteil auf, geht ihm der Beitrag des anderen und damit ein Teil der Entwicklung seiner Persönlichkeit verloren. Erlebt das Kind nicht die Eltern miteinander, lernt es nicht, was Partnerschaft ist. Es wird Schwierigkeiten haben, einen Partner zu finden und eine Partnerschaft zu gestalten. „Vaterlos aufwachsende Kinder erfahren Einschränkungen in ihrer Identitäts- und Selbstwertentwicklung, in ihrer Bindungs- und Beziehungsfähigkeit und in ihrer Leistungsfähigkeit“, sagt Wera Fischer zum Thema „Wieviel Vater braucht ein Kind?“.
Generationen von Deutschen haben als Kinder auf ihre Väter verzichten müssen. Die wurden in Kriegen verheizt, von ihrer Arbeit aufgefressen oder von Familiengerichten abgeschafft. Noch immer wird in weiten Teilen der Gesellschaft die Rolle des Vaters für die Entwicklung des Kindes verkannt, werden Väter für entbehrlich gehalten. Kinder mögen dazu keine Worte machen, aber ihr Verhalten lässt erkennen, dass sie das ganz anders sehen. Mit der gerichtlichen Abschaffung des Vaters auf Antrag der Mutter ändert sich auch deren Rolle: Aus der liebevollen, fürsorglichen, im Kindesinteresse handelnden Mutter wird die klammernde, manipulierende, das Kind für ihren persönlichen Vorteil nutzende Alleinerziehende. Bei Gericht nennt man das „Kindeswohl“.
Was diese bedauernswerten Kinder von ihren Eltern erfahren, werden sie als Normalität an ihre eigenen Kinder weitergeben. Auch sie werden mit Wahrscheinlichkeit die Kinder für ihre eigenen Zwecke benutzen. Bekleiden sie später öffentliche Ämter, werden aus ihnen missbrauchende Geistliche, selbstgefällige Politiker, berechnende Anwälte und verantwortungslose Richter. Auch die leisten ihren Beitrag zur Fortsetzung der Misere.
Die Anwälte, die Kinder wirklich brauchen, sind ihre eigenen Eltern, nicht einen von ihnen sondern beide, nicht allein sondern gemeinsam erziehend und gemeinsam auch dann, wenn sie getrennt leben sollten. Anders als der Trauschein sollte diese Verbindung zwischen Kindern und ihren Eltern wirklich lebenslang Bestand haben. Dafür müssen Eltern sorgen, wenn nötig gegen alle Anwälte und Richter. Das Wohl ihrer Kinder sollte ihnen das wert sein.